Es ist eine Binsenweisheit, dass das Erstellen eines Textbuches aus einem einfachen Teil und einem schweren besteht. Der einfache ist das Schreiben. Der schwere ist das Umschreiben.
Der einfache Teil ist vorletzte Woche beendet worden: es gibt ein komplettes Textbuch. Mit einer famosen Story, überraschenden Wendungen, sorgfältig ausgearbeiteten Charakteren, raffiniert verwobenen Handlungssträngen und vielen wunderbaren Songs.
Mit anderen Worten: viel zu lang, viel zu kompliziert zu verstehen, und viel zu schwer zu spielen. Ein ganz normales Textbuch am Ende des Teil eins, also.
Die letzten beiden Wochen bestanden also aus brutalem Kürzen, Streichen und Vereinfachen von Handlung, Szenen, Dialogen und Songs. Da dies ein schmerzhafter Prozess ist, bediene ich mich einer Technik, die ich vom Songschreiben her kenne: zunächst völlig emotionslos eine passende Grundstruktur definieren, dann alles rigoros aus dem Text entfernen, das nicht unbedingt für diese Struktur notwendig ist. Und zwar so lange, bis die notwendige Einfachheit und Zeitdauer erreicht ist. Ein, zwei Tage sacken lassen, und dann die wirklich schönen Textpassagen so kompakt wie möglich wieder einarbeiten. Mit etwas Glück kommt am Ende ein viel schöneres Textbuch raus, obwohl (oder gerade weil) es eine halbe Stunde kürzer ist.
Und die Passagen, Personen und Songs, um die es wirklich schade ist, werden in einer „Szenenhalde“ aufbewahrt. Wer weiß, vielleicht gibt’s ja einen Director’s Cut. Oder einen zweiten Teil. Oder ein Hörspiel. Oder einen Hollywood-Blockbuster. Man wird ja träumen dürfen.
Bild: „Fassdichkurz“ von Richardfabi aus der deutschsprachigen Wikipedia. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.